Wolfgang Winkler

Doping

29. 7 2007

Ich lese ja im Urlaub lieber Bücher – vor allem jene, die schon lange darauf warten gelesen zu werden – weniger Zeitungen und halte mich vom Fernseher möglichst fern. Mit anderen Worten, ich versuche die Welt weniger wahr zu nehmen, auch in der Erkenntnis, dass die Meldungen ohnehin streng hinterfragt gehören, denn sie sind höchstens Näherungswerte der Wahrheit.
Trotzdem, die Affäre wegen des Dopings bei Tour de France ging an mir auch nicht vorbei.
Und ich wundere mich. Ich bin ein Bedarfsradfahrer, ich verstehe nichts vom Radsport an sich. Und trotzdem:  Das sind eigentlich keine Näherungswerte der Wahrheit mehr, das sind eklatante Lügen, de man uns hier auftischt. Es soll doch von den Beteiligten niemand behaupten er wisse nicht, dass dieser Sport in dieser Art wohl kaum ohne Doping auskommen kann.

Wenn man ein privates Tennisturnier (es gilt auch für Golf uam.) veranstaltet, bei dem es unter Aufbringung von möglichst viel Spaß ausschließlich darum geht sich zu unterhalten, seinen berufsbedingt verunstalteten Körper einige Bewegungen abzuringen und den Umstehenden zu zeigen, dass man in der Jugend zumindest in Verdacht stand für Wimbledon genannt zu werden, ist auch bei solchen Gelegenheiten. der Ehrgeiz einzelner Spieler nicht zu bremsen – sie wollen gewinnen.
Ihre Lustigkeit besteht im Sieg.
Dabei geht es hier um nichts außer um eine sehr lokale Anerkennung.

Bei Profis ist der Siegswille ein Teil ihres Berufes. Wenn es aber um viel Geld geht (130 Mio.€ Gesamtkosten bei 15 Mio. Gewinn, für wen auch immer,) ist es legitim alles daran zu setzen um am Futternapf möglichst prominent teilzunehmen. Das ist die Motivation, das ist systemimmanent. Warum sonst quälen sich die Sportler auf über die Pyrenäen und andere nicht gerade flache Berge.
Nur die Leser, gleich vorbestimmten Dorftrotteln, sollen glauben, dass hier einzelnen Bösewichter am Werk sind und nicht ein ganzes verlogenes System versucht zu kaschieren was die Spatzen von den Dächern pfeifen: Die Tour de France, die Spritztour, ist unterwegs.
Eine Ideologie des Sports, die sich nach Metern und Sekunden messen lässt wird letztlich immer dasselbe Dilemma haben. Die Fahnder und die Spritzer sind auf derselben Seite des Systems. Sie bedingen einander.
Wie sagte schon ein ehemaliger Radprofi auf meine direkte Frage, ob Radsport in der heutigen Form ohne Doping überhaupt möglich sei, lakonisch: „ Nein!“


29.07.2007

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