Wolfgang Winkler

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brucknerhaus

9. 4 2016

Das Brucknerhaus ist ins Gerede gekommen.
Schuld daran ist der Kontrollamtsbericht der Stadt Linz, der, zwar geheim, doch den Medien fast schon bekannt ist, noch bevor er erschienen ist. Jeder beteuert, nichts zu wissen und die Gerüchtebörse brodelt. Halbwissen wird hinter vorgehaltener Hand und unter dem Siegel der Verschwiegenheit weitergegeben.
So entsteht leicht eine künstliche Atmosphäre der Vernaderung. Unter dem Motto: Wir haben es ja immer schon gewußt.

Was eigentlich?

Die festgeschriebenen Vorwürfe mögen ihre Berechtigung haben - schlechte Auslastung, das Programm angreifbar, zu viel Russland, zu wenig von diesem, zu seicht usw. Alles Vorwürfe, die aus verschiedenen Motiven kommen, vor allem aber von Leuten, die ohnehin alles besser wissen.
Alles ist wohl wahr, geht aber gleichzeitig an der Substanz vorbei.

Einmal anders betrachtet.

Den Zwang zu sparen gibt es schon lange - für das Brucknerhaus seit ungefähr 10 Jahren. Für die Gesellschaft an sich wohl schon länger. Nur, wenn man von einem hohen Niveau aus spart, ist das keine Katastrophe, im Gegenteil, etwas weniger fördert auch die Kreativität.
Zu viel geht an die Substanz, die Grenze zum Verhungern ist schnell erreicht.

Wenn man dem Brucknerhaus in Berichten vorhält, was es alles nicht macht oder besser machen kann, sollte man doch wissen, dass Entscheidungen, wie es einer Institution geht, eine Sache ihrer Besitzer ist - im konkreten Fall die Stadt Linz.
Diese sollte sich entscheiden, was sie mit dem Brucknerhaus will. Eine Form der Identifikation für Linz oder ein beliebiger Eventtempel, der möglichst Profit abwerfen soll.
Die zuständigen und entscheidenen Herren der Stadt stehen nicht im Verdacht, besonders Kultur-affin zu sein. Außer vielleicht der für die Kultur grundsätzlich zuständige Vizebürgermeister, der wenigstens vor das Brucknerhaus eine Sandburg bauen ließ, um die Zeichen auf Event, und wie er meint, auf Zukunft zu setzen.
Brav, ein Zucki bitte für den Herrn.
Fast jede Art von Kultur kostet Geld. Kultur machen ist keine Frage von nur sparen.

Der Verdacht liegt nahe, dass auch der noch immer junge Finanz-Vize der Stadt von kulturpolitischen Überlegungen nicht angekränkelt ist. Sein Finanzdirektor auch nicht.
Es ist natürlich auch wahr, dass diese Herren die Pflicht haben, nach dem Rechten zu sehen und auf Zahlen zu schauen. Nur, man muss doch fordern, dass nicht nur realpolitische Beweggründe, wie z.B die Finanzen, sie beschäftigen, sondern auch kulturpolitische Anliegen.
Das AEC , das Brucknerhaus und das Musiktheater sind, neben vielen anderen, drei Institutionen, die den Ruf der Stadt ausmachen.

Wenn also jetzt das Brucknerhaus am Pranger steht - gut. Die Politik der Stadt Linz klagt sich damit auch selbst an.

 

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