Wolfgang Winkler

Lieber Herr Gstöttner!

Ihre Analyse über mangelnde Schubkraft in Linz, wie Sie sie in der heutigen Ausgabe der OÖN orten, hat mich in zweierlei Hinsicht dazu animiert mit einer Replique zu reagieren.

Wir beide kennen uns schon sehr lange, was nicht gerade zu wirklich herzlicher Sympathie geführt hat. Sie haben Ihren Arbeitsbereich und ich den meinen. Da ich damit aber, zu einem Teil wenigstens, zu dem von Ihnen bevorzugten journalistischen Jagdgebiet (Linz) gehöre, ist dieser Zustand auch durchaus verständlich.

Es freut mich bei aller Gegensätzlichkeit der Ansichten, dass ich Ihnen heute in einigen Punkten Ihrer Analyse recht geben muss. Unglaublich!
Linz braucht, wie wir alle, Schubkraft. Richtig.
Ständig eigentlich.
Sie allerdings sollten sich dabei nicht ausschließen. Sie brauchen Mut zur Recherche.

Ihre Art, über Dinge zu schreiben, hat für mich oft Ähnlichkeit mit der Wirkung, einer abgesägten Schrotflinte. Auf das Ziel halten und abdrücken, irgendetwas wird es schon treffen.
Beispiele (von Ihnen angesprochen)

Das Forum Design ist eine kulturelle Landmarke.
Dass der Organisator nicht zuletzt durch die Suche nach dem Bösen durch einen Kollegen Ihrer Zunft vor Gericht gelandet ist, hat mit dem Mut zur Innovation nichts zu tun.

Dass die jungen Wilden der Stadtwerkstatt mittlerweile im mittleren Alter und bequemer geworden sind, kann man mit dem Lauf der Welt begründen. Aber Sie können ja analysieren, wo die Nachfolger sind.

Dass die Klangwolke (65 Einzel-KWs) nicht Ihren Vorstellungen von Neu entspricht, tut mir zwar leid, aber wir können gerne gemeinsam ein neues Wahrzeichen von Linz analysieren.

Dass Linz nicht Wien oder Salzburg ist, ist Gott sei Dank richtig. Dass wir ein eigenes Image zwischen Wirtschaft und Kultur haben, ist auch richtig.

Dass wir im Brucknerhaus die Stars der Branche nicht einladen können, weil wir es uns nicht leisten können, liegt aber mehr daran, dass Sie nicht einmal das Programm des Hauses lesen, geschweige dennn einmal ein Konzert besuchen.

Darf ich Sie zum einem Star Ihrer Wahl einladen?

Irgenwie redundant, die Analyse.

Aber als Trost sei festgehalten: Die Alphatiere (OÖN), so auch ich, treten ja ohnehin ab. Die Schubkraft kommt.

Herzlich Wolfgang Winkler